gemeinfreie Holstein Karte 1645
Schnapphahn Fahne 2019
Rapier der Schnapphähne
Helebarde der Schnapphähne
Helebarde der Schnapphähne

 Schnapphähne

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der Siegesburg

Unsere Geschichte

Während der letzten Jahre des Dreißigjährigen Krieges, im Jahr 1643, verheerte der Schwedisch-Dänische Krieg bis 1645 die Jütische Halbinsel, zu der auch Holstein und Segeberg gehörten.


Angreifer war Schweden, offiziell unterstützt von den Niederlanden und mit Zustimmung Hamburgs. Ab 1644 wurde der Angriff auch von den Herzogtümern des Hauses Gottorf geduldet, welches Neutralität vom dänischen König einforderte.


Dieser Schwedisch-Dänische Krieg war einer der vielen -über Europa verteilten- Einzel-Kriege im sog. „Dreißigjährigen Krieg“.


Ausgelöst wurde der Schwedisch-Dänische Krieg von Christian IV. durch seine Zollpolitik.



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König Christian der IV. von Dänemark
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Bild: König Christian IV.

*12. April 1577  † 28. Februar 1648

Er hatte um 1639 sowohl den Sundzoll vor Helsingør am Øresund als auch den Elbzoll vor Glückstadt (Lykstad, Luckstadt, gegründet 1617, als Gegenpol zu Hamburg) immer weiter erhöht, sodass Schweden und die Niederlande als größte Seehandelsmacht dieser Zeit, aber auch Hamburg ihre Interessen bedroht sahen.


Karte von Holstein 1645
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Bild: Karte von Holstein 1645

Resultierend daraus, griffen dann im Dezember 1643 die Schweden das Königreich Dänemark und seine Herzogtümer an.

Am 12. Dezember 1643 überschritt das schwedische Heer unter General Lennart Torstensson (*1603-1651†) die holsteinische Grenze bei Trittau (Tritou) und nahm ganz Jütland ein.


General Lennart Torstensson

Bild: General Lennart Torstensson

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Dabei zogen die Soldaten und Söldner marodierend durch Holstein und Segeberg und plünderten zwecks Versorgung des eigenen Heeres Dörfer und Ämter.

Frauen wurden vergewaltigt, das Vieh geschlachtet, Häuser (sog. Hufen) in Brand gesteckt und ganze Familien ausgelöscht, wenn sie sich widersetzten.


Im Widerstand gegen die Schweden haben sich dann die betroffenen Bürger, Bauern und Dörfler Segebergs zusammengeschlossen und sich bewaffnet. Sie nannten sich „Freye holsteinische Knechte“. Insgesamt waren es 179 Freiwillige, die mehr oder weniger gut gerüstet in den Kampf zogen.

Laut Aufzeichnungen gab es sechs „Rotten“, wie die einzelnen Trupps genannt wurden.

  • Die erste Rotte umfasste 24 Mann, die zu Pferd unterwegs und mit Musketen bewaffnet war.
  • Die zweite Rotte – 40 Mann – konnte ebenfalls über Pferde verfügen und war mit Feuerwaffen ausgerüstet.
  • In der dritten Rotte konnten sich die 30 Mitglieder sowie der Rest der Freyen Knechte nur zu Fuß fortbewegen, hatten jedoch Lang- und Kurzwaffen (Vorderlader-Musketen und Pistolen mit Radschloss) zur Verfügung.
  • Weitere 20 Freiwillige in einer vierten Rotte waren mehrfach mit Radschlosspistolen ausgestattet.
  • Eine fünfte Rotte zählte weitere 25 bewaffnete Knechte.
  • In der sechsten Rotte hatten sich - ebenfalls gut bewaffnet – weitere 40 Knechte zusammengeschlossen.


Diese Rotten agierten als Partisanen mit Raubzügen gegen die Schweden und wurden von diesen (den Schweden) „Snapphanar“ (snapp=schnappen/rauben und hanar=Männchen, eine abfällige Bezeichnung für Freischärler/Räuber) genannt. Die Hamburger z. B. bezeichneten die Freyen Knechte auch als „Schnap-Hanen“.  Die Schnap-Hanen wurden mit Wegelagerern, Straßenräubern, Strauchdieben und Landdieben gleichgesetzt und später landaus, landein auch „Schnapphähne“ genannt.




gemeinfreie Holstein Karte 1645
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Schnapphähne kreuzen die Rapiere

Bild: Drei der Freyen Knechte kreuzen die Rapiere, bereit zum Widerstand gegen die Schweden.

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Ziel der Schnapphähne war, den Schweden das geraubte Hab und Gut wieder abzunehmen, um dann das eigene Überleben und das der Bevölkerung zu sichern. Wurde mehr als genug erbeutet, war es üblich, das Beutegut teuer an die Oberen in den Städten, z. B. im dänischen Lykstad/Luckstadt (Glückstadt), zu verkaufen. Der König der Dänen, Christian IV., und sein Volk in Glückstadt haben die Schnapphähne im Kampf gegen die Schweden geduldet, denn es war ja nicht zu ihrem Schaden.


In zeitgenössischen Aufzeichnungen ist zum Beispiel der 29. März 1644 erwähnt. Die Schnapphähne überwältigten einen Trupp Schweden, setzten die Gefangenen in Ulzburg fest und erbeuteten zwei Wagen mit Pulver, zwei Wagen mit 150 Paar Stiefeln, 150 Sätteln und 100 Pistolen, Fässer voller Wein und gar zwei Tonnen Austern. Auch wertvoller Schmuck gehörte zur Beute. Besonders wichtig waren jedoch die schwedischen Briefe an General Torstensson mit kriegsentscheidenden Anweisungen.

Und am 3. April 1644 nahmen die Freyen Knechte den Schweden schließlich mehrere hundert Ochsen ab, von denen sie die meisten nach Glückstadt trieben und eine Belohnung von um die 1000 Reichstaler erhalten haben sollen.

 

Den Schnapphähnen wurde zugesagt, dass sie von allen herrschaftlichen Dienstbarkeiten befreit sein sollten, sobald die Besatzungszeit der Schweden beendet sei, wozu es am Ende dann aber doch nicht kommen sollte.


Eine beachtliche Unterstützung mit „Kraut und Lot“ erhielten die Schnapphähne im Amt Segeberg von Caspar von Buchwaldt, zu der Zeit Amtmann von Segeberg, Gutsherr von Pronstorf und ehemals Kammerjunker von Christian IV.

Munition, Waffen, Pferde, Wagen und Ausrüstung jeglicher Art wurden in der bereits in die Jahre gekommenen Siegesburg zu Segeberg gelagert und von dort über den Mittelsmann und damaligen Schloßvoigt Herrmann von Hatten verwaltet.

Von Hatten vermittelte anlässlich diverser Treffen auf der Siegesburg alles Benötigte weiter an die Schnapphähne. Dies geschah unter dem Deckmantel der äußersten Verschwiegenheit. Niemand ahnte, dass in der bereits leicht verwahrlosten Siegesburg noch jemand hauste oder gar die Schnapphähne von dort aus versorgt wurden. Für die Schnapphähne war die Siegesburg somit ein ganz bedeutender und nutzbringender Ort im Widerstand gegen die kriegerischen Schweden.


gemeinfreie Holstein Karte 1645
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Herrmann von Hatten bei der Übergabe von Kraut und Lot an die Schnapphähne
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Bild: Herrmann von Hatten bei der Übergabe von „Kraut und Lot“ an die Schnapphähne

Jedoch hatten die Schnapphähne in ihrem Widerstand nicht immer Glück mit ihren mutigen Aktionen. Einige von ihnen wurden von den Schweden gefangen genommen und grausam gefoltert.  Oder sie wurden ohne Gerichtsverfahren brutal hingerichtet und gerädert, da sie für die schwedischen Besatzer als „vogelfrei“ galten.


Letztendlich führte das auch zur Zerstörung der Siegesburg in Segeberg. Denn unter der Folter gaben zwei Schnapphähne zu, dass Caspar von Buchwaldt und Herrmann von Hatten die Freyen Knechte von der Siegesburg aus aktiv unterstützt hätten und dass die Siegesburg nicht nur das heimliche Hauptquartier, sondern auch das Munitions- und Waffenlager der Schnapphähne sei.


Aus Wut darüber gab General Torstensson den Befehl, die vor rund 500 Jahren erstmals teils in Stein erbaute - über der Stadt thronende Burg - zu vernichten. Am 12. August 1644 steckten die Schweden die Siegesburg in Brand und sprengten das Munitionslager. Mächtige Explosionen erschütterten die Stadt; das Feuer brannte mehrere Tage lang.


Im Amt Segeberg und Holstein gingen die Kämpfe weiter. Im Frühjahr 1645 überlisteten die schwedischen Soldaten die Schnapphähne in der Nähe von Quickborn, wo sie abermals einen Transport von Ochsen aufhalten wollten. Doch sie gerieten in eine Falle. 15 von ihnen wurden getötet, acht gerieten in Gefangenschaft, nur einer konnte fliehen und von dem Geschehen berichten. Ein Versuch, die in Trittau festgehaltenen Kameraden durch einen Gefangenenaustausch wieder frei zu bekommen, scheiterte. Die acht Schnapphähne wurden grausam hingerichtet, sieben von ihnen wurden gerädert, der Anführer der Gruppe aufgespießt.


Der Schwedisch-Dänische Krieg endete für Christian IV. mit der Seeschlacht zwischen der dänischen und der schwedisch-niederländischen Flotte in der Ostsee vor Fehmarn im Oktober 1644 und einer Niederlage für Dänemark.



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Bild: Seeschlacht Oktober 1644

Im August 1645 mit dem Frieden von Brømsebro* musste Christian IV. neben dem Niedergang des Sundzolls auch das Ende des Elbzolls akzeptieren. Seine Ländereien wurden unter den Mächten neu aufgeteilt. Der Sundzoll wurde für die schwedischen Schiffe ganz aufgehoben und für die anderen Länder deutlich gesenkt. Noch bis 1857 hatte der Sundzoll Bestand.


Christian IV. verstarb verbittert und verschuldet noch vor dem Beginn der Verhandlung zum Westfälischen Frieden im Frühjahr 1648, sodass er in diesen Friedens-Verhandlungen keine Rolle mehr spielte.


*Als Treffpunkt für die Friedensverhandlungen und den Friedensschluss von Brømsebro wurde in der Siedlung Brøms eine kleine Insel in der Mitte des Baches Brømsebæck gewählt. Der Bach bildete damals einen Teil der natürlichen Grenze zwischen Schweden und Dänemark.

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